Geschichtspfad
Aichach kann auf eine bald 1000-jährige Geschichte zurückblicken, die eng mit dem jahrhundertelang regierenden bayerischen Herrscherhaus der Wittelsbacher verbunden ist. Von hier aus stiegen sie zu einem der bedeutendsten europäischen Herrschergeschlechter auf. Nachdem sie 1180 mit dem Herzogtum Bayern belehnt wurden, regierten die Wittelsbacher das Land bis 1918 als Herzöge, Kurfürsten, Könige und Kaiser.
Der Geschichtspfad macht in fünf Stationen prägende historische Ereignisse und Persönlichkeiten in künstlerisch gestalterischer Weise erlebbar. Vom Wasserschloss Unterwittelsbach führt ein herrlicher Wanderweg über Feld und Wald zum Standort der ehemaligen Stammburg in Oberwittelsbach.
Hier können Sie das Tourenblatt zu dieser Wanderung herunterladen.
Station 1 Burgplatz Oberwittelsbach
Einst stand in Oberwittelsbach eine stattliche Burganlage. Doch das ist über 800 Jahre her, von der namensgebenden Stammburg der Wittelsbacher sind nur Mauerreste und eine Sühnekirche geblieben. In den 1980er Jahren fanden umfangreiche Ausgrabungen am Burgplatz Oberwittelsbach statt, die zahlreiche Erkenntnisse über die Entwicklungsphasen der Anlage brachten.
Ein Infoweg mit 7 Stationen bietet nun zahlreiche Informationen über die einstige Burg, das Leben der Wittelsbacher, das Nationaldenkmal und den Besuch des letzten bayerischen Königs 1914 in Oberwittelsbach. Ein neuer Weg führt vom ehemaligen Burggraben am Rand des Burgplatzes bis hinter die Kirche. Bänke laden zum Verweilen ein.
Station 2 Der Landtag der niederbayerischen Stände im Jahr 1504
1504 fand in Aichach die Versammlung der Landstände Niederbayerns statt. Grund für die Ortswahl war, dass der bayerische Erbfolgestreit zwischen Albrecht IV. von Oberbayern, Herzog Rupprecht von der Pfalz und dem späteren Kaiser Maximilian I. in Augsburg ausgetragen wurde. Aichach – das zu Niederbayern gehörte – lag für die Landstände dem Verhandlungsort am nächsten.
Das durch Herzog Albrecht IV. in der Folge erlassenen Primogeniturgesetz führte die Erstgeburtsordnung ein und vereinigte das bis dahin in verschiedene Linien der Wittelsbacher zersplitterte Herzogtum Bayern in seiner Hand. Den Ständen garantierte er ihre überlieferten Freiheiten und nur mit ihrer Zustimmung dürfte der Herzog künftig Krieg führen.
Im Werk von Norbert Zagel werden durch die drei höheren Stelen die Landstände – Adel, Klerus und Patrizier – dargestellt. Das Volk wird durch die Gruppe der kleineren Stelen verkörpert. Als Kopfbedeckung steht der federgeschmückte Hut für den Adel, das Barett für das Bürgertum und die Biretta für den Priesterstand.
Station 3 Ludwig der Bayer und seine Bedeutung für den Aichacher Raum
Nachdem 1177 erstmals von einem „burgus“ Aichach gesprochen wurde, entwickelte sich Aichach im Verlauf des 13. Jahrhunderts durch Förderung der Wittelsbacher und des Deutschen Ordens zur planmäßigen städtischen Anlage. Am Wegkreuz der Straßen zwischen Augsburg und Regensburg sowie München und Rain entstand die Stadt mit dem typischen langgezogenen, platzartigen Straßenmarkt.
Um 1200 wurde die Genehmigung eines Jahrmarkts vermerkt und ein Richter Marquard erwähnt, 1216 durfte in Aichach Zoll erhoben werden. Das älteste Urbar der Wittelsbacher Herzöge stammt aus dem Jahr 1228. Darin wird Aichach als Sitz eines herzoglichen Kastenamts aufgeführt. Aichach wurde damit Sitz eines Pflegers, der zugleich Richter war, und eines Kastners, der die Steuern einzuziehen hatte.
Der vorläufige Höhepunkt der Stadtwerdung Aichachs war die Verleihung des Münchner Stadtrechts durch Kaiser Ludwig den Bayern am 8. Juni 1347. Das Landgericht Aichach wurde endgültig eingerichtet. Ludwig förderte darüber hinaus den Bau der Stadtmauer mit den beiden Stadttoren.
Der Künstler Wolfram Schnitzler veranschaulicht mit der Hauptstele die von Brüchen und Einschnitten gekennzeichnete Entwicklung Aichachs bis zur Stadtwerdung. Beim Blick durch die Stele erkennt man im maßstäblichen Abstand vier Nebenstelen. Sie stehen für die Handelsstädte, die nur durch mehrtägige Fußmärsche erreichbar waren.
Station 4 Die Kriege der Mächtigen waren für die Stadt Aichach dreimal eine Katastrophe
1632 wurde Aichach erstmals durch die schwedischen Truppen eingenommen, die im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges mehrmals durch die schwer mitgenommene Stadt zogen. 1634 brannte Aichach nach einer Belagerung nahezu völlig ab. Nach Ende des Krieges lebte nur noch ein Drittel der Bevölkerung in Aichach.
Der spanische Erbfolgekrieg (1701 - 1714) wurde zur nächsten Katastrophe und brachte das Kurfürstentum Bayern an den Rand der Existenz. Das Gebiet südlich der Donau, darunter die Pflegegerichte Aichach und Friedberg, standen 1704 im Mittelpunkt des Kriegsgeschehens. Die Stadt wurde erneut niedergebrannt und auch das herzogliche Schloss in der Stadtmitte und das Rathaus wurden Opfer des Krieges.
Zur Zeit der Napoleonischen Kriege blieb Aichach zwar vom Kriegsgeschehen weitestgehend verschont, war aber von 1796 bis 1815 beliebtes Etappenziel der durchziehenden Truppen (Franzosen, Österreicher, Russen). Für mehrere Hunderttausend Soldaten mit Gefolge musste die Stadt für Unterhalt und Verpflegung aufkommen.
Wolfram Schnitzler verdeutlicht die drei Kriege, deren Gewalt und Zerstörung, durch steinerne Kanonenkugeln. Die vierte, obenauf platzierte Metallkugel kann angeschlagen werden und soll mit ihrem Klang vor der fortwährenden Gewalt zwischen den Zivilisationen warnen.
Station 5 Herzog Maximilian Joseph in Bayern
1828 heiratete Herzog Max Prinzessin Ludovika Wilhelmine von Bayern, Tochter von Maximilian I. Joseph, König von Bayern. Herzog Max und seine Frau hatten zehn gemeinsame Kinder, darunter die 1837 geborene Elisabeth Amalie Eugenie - genannt Sisi – die spätere Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn.
1834 wurde Herzog Max Chef der Linie „in Bayern“ des Hauses Wittelsbach. 1838 erwarb er als Sommersitz für die Familie das Wasserschloss Unterwittelsbach. Der Herzog nannte das Schloss „seine Burg“, weil es abseits des Trubels lag und er sich dort mit seinen Kindern erholen und auf die Jagd gehen konnte. 1888 starb Herzog Max in München und sein Sohn Karl Theodor wurde Erbe der gesamten Liegenschaften. Bis 1958 blieb das Schloss in Familienbesitz, 1999 wurde es von der Stadt Aichach erworben.
Norbert Zagl erinnert mit seinem Werk an die zu Lebzeiten Herzog „Max' (1808 -1888)“ typische Mode. Er stellt den Kopf als charakteristischen Teil des Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit und setzt den beiden Stelen die damals bei Männern und Frauen des Bürgertums übliche Kopfbedeckung auf.